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Fachregierungserklärung

zur 80. Sitzung des Sächsischen Landtages
von Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow

»Wissenschaftsland Sachsen – Transformation und Innovation«

(es gilt das gesprochene Wort)

Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,

die sächsische Wissenschaftslandschaft hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten rasant entwickelt und eine wissenschaftliche Exzellenz, Vielfalt und Breite aufgebaut, die keinen Vergleich mit anderen Top-Wissenschaftsregionen in Europa oder auch weltweit scheuen muss. Die Investitionen in unsere wissenschaftlichen Einrichtungen sowohl in unsere Hochschulen, als auch in die außeruniversitären Forschungseinrichtungen zahlen sich aus - Spitzenforscherinnen und Forscher aus aller Welt loben die zum Teil einzigartigen Bedingungen, die sie hier vorfinden.

Dort wo wissenschaftliche Exzellenz in Verbindung aus Lehre und Forschung zu Hause ist, lenkt sie die Aufmerksamkeit auf sich und wirkt wie ein Magnet - Nicht nur auf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sondern auch auf Unternehmen, Entscheider, Netzwerke und Politik - Das ist genau was gerade passiert: Große Unternehmen investieren im Freistaat, der Bund fördert verschiedenste Vorhaben, die alle auf Weiterentwicklung, auf Innovation ausgerichtet sind. Das passiert, weil dem Wissenschaftsland Sachsen und seinen Institutionen und Einrichtungen zugetraut wird, die richtigen Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit geben zu können. Um dieses Zutrauen zu bestätigen, entwickeln wir das Wissenschaftsland Sachsen als Ganzes weiter…. Und das tun wir an verschiedenen aber aus unserer Sicht entscheidenden Stellen:

Schwerpunkt Hochschullandschaft / Duale Hochschule Sachsen
Die Hochschullandschaft in Sachsen stellen wir in Ihren Strukturen zukunftsfest auf. Die Berufsakademie Sachsen mit ihren sieben Staatlichen Studienakademien entwickeln wir zur Dualen Hochschule weiter. Damit wird die Architektur der sächsischen Hochschullandschaft grundlegend erweitert, den aktuellen/modernen Erfordernissen angepasst und ein zentrales wissenschaftspolitisches Vorhaben des Koalitionsvertrages umgesetzt.

Die Berufsakademie Sachsen ist seit nun mehr als drei Jahrzehnten eine erfolgreiche Einrichtung im tertiären Bildungsbereich Sachsens und ein überaus attraktiver Partner für die sächsischen Unternehmen. Kennzeichnendes Merkmal ihrer Arbeit ist das duale Prinzip der engen Verknüpfung von akademischer Theorie und betrieblicher Praxis. Die praxisintegrierende Studienform mit ihren spezifischen Organisations- und Ablaufstrukturen hat sich als besonders erfolgreich und bedarfsgerecht für die regionale Wirtschaft erwiesen. Sie ist damit eine feste und nicht mehr wegzudenkende Größe im sächsischen Wirtschaftssystem!Die außerhalb der Ballungsräume gelegenen Standorte tragen zudem zur weiteren Entwicklung der ländlichen Regionen bei, indem sie die örtliche Wirtschaft fördern und junge Menschen an die Regionen binden, ihnen Zukunftschancen eröffnen. Damit erfüllt die Berufsakademie Sachsen eine enorm wichtige Funktion im regionalen Bildungs- und Beschäftigungssystem.

Die Stärkung des dualen praxisintegrierenden Studiums ist aufgrund seiner hohen Bedeutung für die regionale Nachwuchskräftesicherung und aufgrund der überdurchschnittlich hohen regionalen Verbleibequote ihrer Absolventen in den Regionen auch wirtschaftspolitisch außerordentlich wichtig. Die Zahl der Studenten, die ein duales Studium absolvieren, steigt seit Jahren an! Das zeigt deutlich, dass in der nachschulischen Bildung der Bedarf an einer stärkeren Verknüpfung von praxisbezogener und akademischer Bildung zunimmt. Vor allem Regionen außerhalb der Großstädte kämpfen mit der Abwanderung junger Menschen, den demografischen Veränderungen und deren Folgen.

Mit der Weiterentwicklung der Berufsakademie zur Dualen Hochschule wird das duale Studium jetzt aufgewertet. Die Duale Hochschule wird es der sächsischen Wirtschaft ermöglichen, ihren Bedarf an Fachkräften noch zielgenauer zu decken und damit zur wirtschaftlichen aber auch wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit des Freistaates beitragen. Und nicht zuletzt erfahren die Abschlüsse, die an der Dualen Hochschule erworben werden im Vergleich zu den bisherigen Abschlüssen der Berufsakademie eine Aufwertung. Das heißt, die hier erworbenen Abschlüsse sind noch besser vergleichbar und sie werden attraktiver. Das betrifft unter anderem den Zugang zum Masterstudium und damit die Durchlässigkeit im Bildungssystem. Absolventen der Berufsakademie sind bislang aber auch beim Zugang zu KfW-Studienkrediten, Stipendien und Programmen des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) benachteiligt. Auch diesen Mangel beseitigen wir mit der Weiterentwicklung unseres Hochschulsystems.

Durch den rechtlichen Status der Dualen Hochschule als Hochschule, werden die Abschlüsse künftig nicht mehr nur den Hochschulabschlüssen gleichgestellt sein. Es handelt sich schließlich um einen akademischen Grad. Probleme bei der Anerkennung der Abschlüsse entfallen dadurch. Für die Absolventen bedeutet das eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt und gleichzeitig erwarten wir, dass sich die Rekrutierung von Studenten durch die Aufwertung des Studienangebots zum Hochschulstudium verbessert. Das ist wichtig, weil sich das Wettbewerbsumfeld mit der Zunahme dualer Studienangebote verändert hat. Mit der Verleihung des Abschlusses als akademischer Grad werden also sowohl der Studienform als auch den Absolventen dualer Studiengänge in Sachsen neue Perspektiven eröffnet.

Die Berufsakademie Sachsen verfügt momentan nicht über die gleichen Ausgangsbedingungen einer Hochschule, wodurch zunehmend Probleme bei der Anwerbung von qualifiziertem Lehrpersonal entstehen. Gründe hierfür sind vor allem die Verdienstmöglichkeiten und die nur im Einzelfall mögliche Durchführung transferorientierter Forschungsprojekte. Durch die jetzt geplante hochschulrechtliche Gleichstellung des Abschlusses und der hochschulischen Berufungs- und Einstellungsvoraussetzungen für hauptberufliches Lehrpersonal muss Forschung aber als Pflichtaufgabe und zugleich als Recht der Lehrkräfte verankert werden. Durch die Weiterentwicklung der Dualen Hochschule wird damit ein für Hochschulen essentieller Forschungsauftrag etabliert. Dadurch werden auch Wissens- und Technologietransfer und Forschung werden durch weitestgehend gleichberechtigte Teilnahme an Forschungsförderprogrammen von Bund und Land erleichtert. Und das wiederum schafft eine höhere Attraktivität und Bindungskraft für Lehrpersonal und dient auch der Lehrqualität, was schlussendlich wiederum den Studenten zugutekommt.

Die Duale Hochschule Sachsen soll als zusätzliche und eigenständige Hochschulart in das Sächsische Hochschulgesetz integriert werden, der Gesetzentwurf liegt Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, bereits zur Beratung vor. Sie soll das Konzert der sächsischen Hochschulen ergänzen und der hervorgehobene Anbieter für das praxisintegrierende duale Studium in Sachsen werden. Die Überführung der Berufsakademie in die Duale Hochschule bedeutet schlussendlich auch deutlich mehr Sichtbarkeit, einen Imagegewinn, einen Ausgleich von Nachteilen im universitären Wettbewerb und damit eine dauerhafte Konkurrenzfähigkeit beim dualen Studienangebot.

Die Duale Hochschule soll eine rechtsfähige Körperschaft des öffentlichen Rechts werden. Sie soll einerseits so weit wie möglich an die Struktur der übrigen sächsischen Hochschulen angeglichen werden. Andererseits sollen aber bewährte Strukturmerkmale der Berufsakademie Sachsen beibehalten werden.

Um es zu verdeutlichen, möchte ich die wichtigsten Eckpunkte der Dualen Hochschule noch einmal erwähnt haben. Sie wird:

  • die Befugnis zur Verleihung akademischer Grade anstelle der bisherigen staatlichen Abschlussbezeichnungen haben.
  • ihr Studienangebot auf praxisintegrierende duale Studiengänge beschränken, um sich zu den Hochschulen für angewandte Wissenschaften abzugrenzen.
  • die Möglichkeit von dualen Masterstudiengängen erhalten, was zu noch höherwertig ausgebildeten Fachkräften für die Wirtschaft führt und aufstiegsorientierte Mitarbeiter in den Unternehmen hält.
  • Praxispartner in besondere Weise in die Organisationsstruktur einbeziehen.
  • Zur Angleichung der Stellung der Professoren an die der Hochschullehrer führen.
  • Den Auftrag zur kooperativen Forschung erhalten.

Zum 1. April 2024 wird die Gründungsphase starten, die die Umwandlung der Berufsakademie Sachsen zur Dualen Hochschule vorbereitet. Und schließlich am 1. Januar 2025 soll die Duale Hochschule Sachsen kraft Gesetzes errichtet werden und ihren Regelbetrieb beginnen.

Schwerpunkt Digitalisierung an Hochschulen

Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete,
neben der Weiterentwicklung der BA in eine Duale Hochschule gehen wir auch andere Herausforderungen an:

Eine große und auch dauerhafte Herausforderung bleibt die Digitalisierung. Sie hat die Art und Weise verändert, wie Hochschulen in der Lehre Wissen vermitteln, wie in der Forschung neue Erkenntnisse generiert werden und wie Verwaltung organisiert wird. Digitale Anwendungen und digital unterstützte Prozesse helfen den Hochschulen, ihre Attraktivität zu erhöhen und ihre Zukunftsfähigkeit zu stärken - sowohl als Studienort als auch als Arbeitgeber und Ort der Lehre und Forschung. Sie sind ein wichtiger/möglicher Hebel für bessere Lernerfolge im Studium und zur Steigerung der Forschungsqualität.

Gemeinsam mit unseren sächsischen Hochschulen (und schon bald auch unserer Dualen Hochschule) werden wir das Potential der Digitalisierung auf allen Ebenen noch weiter heben - Für die Forscher, die Lehrkräfte, die Beschäftigten und die Studenten an unseren Hochschulen. Schöpfen wir die Potentiale, welche die Digitalisierung bietet, voll aus, werden die sächsischen Hochschulen als Bildungs- und Forschungseinrichtungen weltweit noch attraktiver im Ringen um die besten Köpfe.

Für den Bereich „Digitalisierung im Studium und Lehre“ wollen wir ortsunabhängige und zeitlich flexible Lernwege, digital gestützte Lösungen zur Stärkung der Lernerfolge etablieren und die Curricula an die Bedarfe der Arbeitsmärkte anpassen. Diese anspruchsvollen Ziele setzen eine Weiterentwicklung der lehr- und lernunterstützenden Infrastruktur und Didaktik voraus. Im Bereich „Digitalisierung in Forschung und Transfer“ sind die Hochschulen bestrebt, die bestehenden Stärken aus der Digitalisierungsforschung für den digitalen Wandel der Hochschulen stärker zu nutzen und das Forschungsdatenmanagement auszubauen.

Mit einer separaten Open Access Agenda wollen wir das übergreifende Ziel befördern, dass offenes Publizieren wissenschaftlicher Ergebnisse aus öffentlich finanzierter Forschung als Standard an den sächsischen Hochschulen etabliert wird. Davon und von einem verstärkten Einsatz digitaler Werkzeuge erwarten wir einen großen Mehrwert für den Transfer von Wissen in Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur, Politik und Verwaltung.

Jede Hochschule benötigt für hochwertige Forschung und Lehre eine leistungsfähige Verwaltung. Die administrativen Prozesse müssen serviceorientiert und ganz im Sinne der Nutzer ausgestaltet sein. Die relevanten Prozesse und Dienste müssen dahingehend weiterentwickelt werden, dass sie durchgängig digital angeboten werden können. So zum Beispiel für die Studenten von der Bewerbung bis zum Abschluss des Studiums. Aber die gemeinsame digitale Gestaltung von Studium und Lehre, Forschung und Transfer sowie der Hochschulverwaltung gelingt nur auf der Basis einer leistungsfähigen und sicheren IT-Infrastruktur. Dazu zählt auch eine Informationsversorgung und -verarbeitung, die den Anforderungen der Zukunft entsprechen kann. Wir wollen – und die Studenten und das Personal erwarten das auch zu Recht – Hochschulen mit hoher Informationssicherheit und starker Cyber-Resilienz, die die digitale Souveränität behalten und für sich nutzen.

Schwerpunkt Hochschulinnovationsstrategie

Ein zukunftsfestes Wissenschaftsland Sachsen gründet sich aber noch auf einer weiteren wichtigen Säule… das ist der Transfer! Er ist die Brücke, die den Weg von der Grundlagenforschung zur anwendungsorientierten Forschung bis hin zur Wertschöpfung ebnet. Er hat enormen Einfluss auf unsere Gesellschaft und die wirtschaftliche Innovationskraft. Damit ist Wissens- und Technologietransfer Eckpfeiler eines modernen und zukunftsgewandten Freistaates Sachsen.

Er stellt sicher, dass Wissen aus unseren Forschungseinrichtungen nicht in den Laboren und Köpfen bleibt, sondern aktiv genutzt wird! So werden nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse verbreitet, sondern auch Innovationen gefördert, die neue Produkte und Dienstleistungen hervorbringen und das Potenzial haben, bestehende Industrien zu revolutionieren.

Wissens- und Technologietransfer spielt eine entscheidende Rolle bei der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen. Und er ermöglicht es, Forschungsergebnisse in marktfähige Produkte umzuwandeln und vor allem neue Arbeitsplätze zu schaffen. Der Austausch von Know-how ist aber auch ein Motor für nachhaltiges Wachstum und trägt dazu bei, unser Wirtschaftssystem widerstandsfähiger gegenüber globalen Veränderungen zu machen.

Um all das zu erreichen ist die weitere Vernetzung von verschiedenen Akteuren entscheidend, um innovative Lösungen für komplexe Probleme in allen Forschungsfeldern zu finden, sei es im Bereich der Gesundheitswissenschaften, Informationstechnologien, Material- und Werkstoffwissenschaften
oder vielen anderen. In einer Welt, die von raschen technologischen Fortschritten und sich verändernden globalen Dynamiken geprägt ist, ist Wissens- und Technologietransfer mehr als nur ein Prozess. Er ist eine lebendige Kraft, die dazu beiträgt, unser Wissen zu erweitern, unsere Gesellschaft zu stärken und die Lebensqualität für uns alle zu verbessern.

Aber dafür braucht es einen strategischen Rahmen. Aus diesem Grund arbeitet das Sächsische Ministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus aktuell an der Hochschulinnovationsstrategie Sachsen. Diese werden wir noch vor der Sommerpause 2024 ins Kabinett bringen und anschließend in die Umsetzung gehen. Gemeinsam mit etablieren Experten aus der Hochschullandschaft, dem Finanzmarkt, der Wirtschaft und dem Innovation Scouting erarbeiten wir Rahmenbedingungen und Lösungsansätze für einen reibungslosen Technologietransfer zwischen den Wissenschaftseinrichtungen und der Wirtschaft. Wir haben die gemeinsame Vision, den Platz unserer Hochschulen in Sachsen als renommierte
Innovationstreiber und Impulsgeber zur Lösung technologischer und globaler Herausforderungen weiter auszubauen.

Unser Ziel ist es, die bedeutende Rolle der Hochschulen für unsere regionale Wirtschaft anzuerkennen und die Kultur des Transfers an diesen Bildungseinrichtungen zu stärken. Die Strategie hat fünf Hauptziele:

  • Erstens wollen wir die Anerkennung der Bedeutung der Hochschulen für die regionale Wirtschaftsteigern. Unserer Meinung nach, ist es unerlässlich, die essenzielle Rolle der Hochschulen als Katalysatoren für wirtschaftliches Wachstum und Innovation zu würdigen. Wir werden die Verbindung zwischen akademischer Forschung und der regionalen Wirtschaft weiter festigen.
  • Zweitens werden wir die Transferkultur an den Hochschulen stärken. Wir sind entschlossen, eine Atmosphäre zu schaffen, die den Transfer von Wissen, Ideen und Technologien aus den Hochschulen in die Wirtschaft fördert. Dies beinhaltet die Schaffung von Anreizen und Strukturen, die den Austausch zwischen Forschung und Praxis erleichtern.
  • Drittens setzen wir uns dafür ein, dass Forschungsergebnisse schneller in die in die Wirtschaft übertragen werden. Wir werden Prozesse optimieren und innovative Mechanismen einführen, um sicherzustellen, dass Forschungsergebnisse zügig in marktfähige Produkte und Dienstleistungen umgewandelt werden können.
  • Viertens wollen wir mit all den Maßnahmen auch den Beitrag des Transfers zur regionalen Wirtschaft steigern. Unser Bestreben ist es, den Beitrag des Transfers zur regionalen Wirtschaft spürbar zu erhöhen, indem wir gezielt Partnerschaften zwischen Hochschulen und Unternehmen fördern und unterstützen.
  • Und fünftens werden wir die Rahmenbedingungen für Transfer optimieren, indem wir administrative Hürden abbauen, Finanzierungswerkzeuge optimieren und ausbauen, Ressourcen bereitstellen und den Austausch zwischen Hochschulen, Wirtschaft und anderen relevanten Akteuren fördern.

Diese fünf grundlegenden Ziele bilden das Fundament unserer Hochschulinnovationsstrategie. Wir sind überzeugt, dass eine dynamische und effiziente Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und der Wirtschaft nicht nur die Innovationskraft unserer Region stärken wird, sondern auch langfristig zu einer florierenden und nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung beitragen wird.

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,
Die zentralen Inhalte und Ziele der strategischen Ansätze sowohl bei der Digitalisierung als auch im Bereich Transfer fließen in die sächsische Hochschulentwicklungsplanung und in die entsprechenden Zielvereinbarungen mit den Hochschulen ein. Das ist die Voraussetzung dafür, dass den Hochschulen auch die Ressourcen dafür zur Verfügung gestellt werden können.

Schwerpunkt Weißbuch

Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete,
Forschung ist die Basis von Innovationsfähigkeit und damit von Innovationen und Fortschritt. Sie hat eine Schlüsselfunktion für die Wettbewerbsfähigkeit und die technologische Leistungsfähigkeit moderner Volkswirtschaften.

In Sachsen wurde in den letzten Jahrzehnten Beeindruckendes in der Forschung aufgebaut… ich bin zu Beginn meiner Rede schon kurz darauf eingegangen… Die Forschungsstrukturen bei uns im Freistaat haben heute ein hohes, mit internationalen Maßstäben messbares Niveau erreicht. Der Freistaat gehört heute nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa zu den führenden Forschungs- und Innovationsstandorten. Aber wie gelingt es, dieses hohe Niveau der sächsischen Forschungslandschaft nicht nur zu halten, sondern auch zu stärken oder weiterzuentwickeln? Welche Herausforderungen müssen wir in Sachsen in vielversprechenden Zukunftsfeldern der Forschung meistern, um Entwicklungen national und international mitprägen zu können? Wie schaffen wir die bestmöglichen Rahmenbedingungen für unsere Wissenschaftler in unseren Wissenschaftseinrichtungen?

Mit all diesen und vielen weiteren Fragen haben wir uns in den vergangenen zwei Jahren im Projekt »Weißbuch für die Forschung in öffentlichen Wissenschaftseinrichtungen im Freistaat Sachsen« auseinandergesetzt. Nach einem anspruchsvollen Beteiligungsprozess liegt das Weißbuch nun vor und wurde auf der Abschlusskonferenz am im November in Dresden der Öffentlichkeit vorgestellt. Damit wurde ein wissenschaftspolitischer Auftrag des Koalitionsvertrages erfolgreich umgesetzt. Für alle, die leider nicht dabei sein konnten, kann das Weißbuch auf der Webseite des Wissenschaftsministeriums heruntergeladen werden.

Unser Ziel war es, Forschung in Sachsen erstmals ganzheitlich zu betrachten. Ausgangspunkt hierfür bildete zunächst eine fundierte Analyse von Stärken und Schwächen der sächsischen Forschungslandschaft (SWOT-Analyse). Diese gibt einen zusammenfassenden Überblick über den aktuellen Ist-Zustand und ermöglicht gleichzeitig ein Verständnis über Strukturen und Rahmenbedingungen der sächsischen Forschung. Als Handlungsfelder dieser Analyse wurden bspw. Themen wie Inter- und Transdisziplinarität, Transfer, Internationalisierung, Sichtbarkeit und Vernetzung identifiziert.

Parallel dazu wurde die aus Landesmitteln finanzierte Forschungsprojektförderung (RL TG 70) evaluiert. Im Ergebnis haben wir eine sehr positive Bilanz gezogen werden. Sachsen verfügt mit diesem, aus reinen Landesmitteln finanziertem Förderprogramm über ein themenoffenes und administrativ schlankes Instrument –, das insbesondere die Generierung von Drittmitteln maßgeblich unterstützt und eine bemerkenswerte Hebelwirkung von 1:3 erzielt.

Im Fokus des gesamten Projektes stand immer der kontinuierliche Interaktions- und Partizipationsprozess mit der Wissenschaftsgemeinschaft. In verschiedenen Formaten - wie Onlinebefragungen, Workshops oder Konferenzen – wurde eine Plattform für einen offenen und breiten Dialog geschaffen. Indem wir viele Vertreter unterschiedlichster Bereiche aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in diesem Prozess mitgenommen haben, haben wir sichergestellt, dass möglichst vielschichtige Aspekte und Impulse aufgenommen werden konnten.

Um auch noch den Blick „von außen“ zu bekommen, wurde der Prozess von einer hochkarätig besetzten (nicht-sächsischen) Expertenkommission begleitet, die sich aktiv eingebracht hat und wertvolle Impulse und Anregungen geben konnte.

Mein Dank gilt allen Beteiligten an diesem lebhaften und vielleicht nicht immer leichten Prozess. Der hohe Zuspruch zu den Veranstaltungen und Formaten der Beteiligung hat das Interesse der Akteure an diesem Strategiebildungsprozess gezeigt und dass eine aktive Mitgestaltung gewünscht ist. Außerdem ist deutlich geworden, dass die Weißbuch-Veranstaltungen durch die interdisziplinäre Teilnehmerschaft ein guter Nährboden für die weitere Vernetzung unserer Wissenschaftsgemeinschaft sind.

Alle Analyseergebnisse, die vielfältigen Inputs und Impulse aus den Beteiligungsformaten mit der Gemeinschaft sind in die Erarbeitung des nun vorliegenden Weißbuches eingeflossen. Alles in allem umreißen die Grundsätze und Leitlinien des Weißbuches ein Selbstverständnis von Forschung in Sachsen und sie bilden ein Gerüst für einen flexiblen Handlungsrahmen, der auch Unbekanntes und Unvorhersehbares einschließt aber vor allem geben sie Orientierung bei zukünftigen forschungspolitischen Entscheidungen.

Es geht dabei um Grundsätze und Leitlinien, die zum Beispiel die Vielfalt der sächsischen Forschungslandschaft und die Themenoffenheit als besondere Stärke Sachsens hervorheben. Wichtig ist hierbei, dass Forschungsthemen in keiner Weise vorgegeben, sondern im Dialog mit der Wissenschaftsgemeinschaft identifiziert und gestaltet werden sollen. Ohne Themen- und Technologieoffenheit wären bspw. Entwicklungen im Freistaat, wie die Ansiedlung eines Großforschungszentrum mit dem Schwerpunkt Astrophysik, undenkbar gewesen. Aber es geht auch darum leistungsfähige Strukturen im Bereich der Forschung zu untersetzen, um im hochschulischen als auch im außerhochschulischen Bereich das heute erreichte hohe, Niveau zu halten und ausbauen zu können.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Mikroelektronik. Hier sind in Sachsen durch eine jahrzehntelange, konsistente Investitionspolitik von Wirtschaft und Wissenschaft starke Strukturen entstanden. Aktuelle Industrieinvestitionen, wie z. B. die von Globalfoundries, Bosch, Infineon oder TSMC
bedingen gleichzeitig ebenso leistungsfähige Forschungsstrukturen. Bei der Weiterentwicklung und dem Ausbau starker Forschungsstrukturen werden wir insbesondere die Gestaltungsmöglichkeiten ausschöpfen, die uns unsere Förderinstrumentarien im Bereich Forschung bieten (z. B. EFRE/JTF) und damit die Strahl- und Schlagkraft der sächsischen Forschung – auch im internationalen Kontext – weiter erhöhen.

Die Grundsätze thematisieren aber auch die Wichtigkeit von Kooperationen und Vernetzung und von Interdisziplinarität bei der Bewältigung der immer komplexeren Fragestellungen in der Forschung; sei es bei der Bewerbung im Rahmen der großen koordinierten Programme der DFG, wie z. B. der Exzellenzstrategie (Exzellenzcluster), bei Forschungsverbünden oder auch in europäischen Forschungspartnerschaften. Außerdem bedarf es immer mehr eines wechselseitigen Zusammenwirkens unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen. Hier sehen wir z. B. große Potentiale in neuen Ko Kreationen z. B. mit unseren Geistes-, Kultur-, und Sozialwissenschaften. Forschung in interdisziplinären Teams kommt dabei immer ein besonderer Stellenwert zu.

Das Weißbuch enthält außerdem zudem verschiedene Leitlinien…

  • die den wirkungsvollen Transfer von Forschungsergebnissen als einem zentralen Impuls- und Ideengeber für Wirtschaft, Gesellschaft und Politik beflügeln sollen und die damit verbundene gesellschaftliche Verantwortung deutlich machen. Hier ist das Verständnis eines weiten Transferbegriffes oder die Stärkung bestehender Transferstrukturen genauso essentiell, wie das „mindset“ von Forschern, Transferaktivitäten auch schon bei der Initiierung von Projekten mitzudenken.
  • Die Leitlinien zeigen uns auch Wege auf wie wir Digitalisierung methodisch und strukturell mitgestalten wollen. Ein Beispiel dafür ist das Forschungsdatenmanagement wo wir Vorreiter in Deutschland sein und im Rahmen der Initiative „Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)“ einen entscheidenden Beitrag zur Erschließung von Datenbeständen aus der Forschung für das gesamte Wissenschaftssystem liefern wollen.
  • Und schließlich zeigen uns die Leitlinien, wie wir die Vielfalt und Exzellenz der sächsischen Wissenschaftslandschaft noch sichtbarer machen wollen… von Landesseite haben wir damit begonnen: mit der Kampagne zum Wissenschaftsland Sachsen – SPIN2030 wollen wir noch mehr Aufmerksamkeit auf unser starkes Ökosystem lenken… und es so vom hidden champion zum europäischen Leuchtturm machen… den man sowohl aus der Ferne sieht, dessen Licht aber auch bei uns in Sachsen deutlich wahrgenommen wird.

Der Weißbuchprozess hat eine ganzheitliche, systemische Perspektive ermöglicht - als eine Plattform, um wissenschaftliche und technologische Entwicklungen in den Blick zu nehmen, Chancen und Risiken abzuwägen, Netzwerke zu fördern und passende forschungspolitische Maßnahmen auf den Weg zu bringen – und er hat vor allem gezeigt, dass wir in Sachsen sehr kooperativ zusammenarbeiten können.

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,
Intelligenz, Forschungsdrang, die Neugier auf das noch Unbekannte sind die Ressourcen, die uns in Sachsen reichhaltig und vielfältig zur Verfügung stehen.

Mir und allen Kolleginnen und Kollegen im Ministerium, in Hochschulen und Forschungseinrichtungen ist es ein Herzensanliegen die vorhandenen Potenziale zu heben und für alle Sachsen nutzbringend einzusetzen. Wissenschaftliche und technologische Entwicklungen schreiten voran, gefühlt immer schneller. Als Freistaat und als Gesellschaft sind wir darauf angewiesen nicht nur nicht den Anschluss an diese Entwicklungen zu verlieren. Nein, wir müssen die Entwicklungen mitbestimmen!

Eine gute Grundlage hierfür bildet unsere Wissenschafts- und Forschungslandschaft. Mit den heute von mir vorgestellten Initiativen werden wir Sachsen zukunftsfest machen und dafür sorgen, dass nicht nur die besten Köpfe hierbleiben, sondern aus nah und fern kommen und mit uns gemeinsam an einer guten Zukunft arbeiten.

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